Klimakonferenz Rämibühl
Olympische Spiele für das Klima
30. Mai 2022, 10.20 Uhr in der Eingangshalle des LG.
Gigantische, rot-schwarz bedruckte Papierbanden mit wunderschönen Nahrungsmittelmotiven säumen die Wände. Die Spannung steigt. An die Wand projiziert ist ein riesiges Glücksrad mit fünfzig Schülernamen, die in irrwitzigem Tempo herumgewirbelt werden, bis das Rad abbremst und schliesslich bei einem Namen stehenbleibt. Ein Freudenschrei aus dem Publikum ist zu hören und die Zweitklässlerinnen Sophie Cavigelli und Johanna Bleisch kommentieren mit Elan: «Herzliche Gratulation zum Gewinn eines Tibitsgutscheins im Wert von 60.- in der Disziplin Triathlon».
Dies war einer von mehreren Höhepunkten im diesjährigen Freifach Klimakrise und Klimaschutz. Bei der von Freifächlerinnen und Freifächler erdachten und organisierten Food for Future Olympiade nahmen 150 Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen aus den drei Rämibühl Schulen (LG, RG, MNG) teil. Sie stellten sich der Challenge, für zwei Wochen besonders nachhaltig zu leben, zum Beispiel vegetarisch zu essen oder darauf zu achten, dass kein Foodwaste entsteht. Insgesamt standen zehn Disziplinen zur Auswahl. Das grossartige Engagement der Teilnehmenden wurde gewürdigt, indem 25 Preise wie Tibitsgutscheine, Yogamatte und Wachstücher zur ökologischen Verpackung verlost wurden. Die Preisträger jubelten, aber die heimliche Freude am Verteilen der Preise war den Organisatorinnen und Organisatoren ebenso anzumerken. Grosszügig unterstützt wurde das Projekt von Tibits, Pakka und Nook sowie dem Ehemaligenverein VEGL.
Klimacampus.ch
Im letzten Jahr bewegte sich aber noch deutlich mehr im Bereich Klimaschutz. Um alle Aktivitäten der drei Rämibühlschulen zu bündeln und den Austausch zu fördern, wurde im August 2021 die Koordinationsstelle Klimakonferenz ins Leben gerufen. Diese besteht aus den drei Lehrpersonen: Patrik Weiss (Geographielehrer RG), Sebastian Egli (Geschichtslehrer MNG) und Lorenz Leumann (Biologielehrer LG) und soll nächstens um ein starkes Team von Schülerinnen und Schüler ergänzt werden.
Die Kerngruppe startete mit einem Konzept, bei dem jährlich während ein bis zwei Wochen ein Thema rund um die Klimakrise in den Rämibühlschulen präsent sein soll, ohne dass der reguläre Unterricht auf den Kopf gestellt werden muss. In Schuljahr 21/22 fokussierte man sich auf nachhaltige Ernährung und Reduktion von Foodwaste. Dafür schufen die Klassen 3a und 3b im April während der 2. LG-Woche mit Hilfe ihrer Lehrpersonen für Bildnerisches Gestalten ein grossartiges künstlerisches Werk. Also Höhepunkt wurden die entstandenen, rot-schwarz bedruckten, Papierbanden vom 16. - 30. Mai 2022 in der Eingangshalle des LG/RG ausgestellt. Die schwarz dargestellten Tomaten, Kohlköpfe, Fische, Salate, Gipfeli, Kälber und Schweine symbolisierten dabei die VERWENDETEN Esswaren, während die VERSCHWENDETEN rot gedruckt wurden. Dass jedes dritte Lebensmittel rot gedruckt war, sollte niemanden kalt lassen, bedeutet es doch, dass in der Schweiz ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen wird. Ein Grossteil davon landet zuhause im Müll, weil zu viel eingekauft und gekocht wurde oder einfach, weil wir es uns leisten können, Essen im Kühlschrank achtlos zu vergessen, bis es entsorgt werden muss.
Foodwaste.ch
Wer weiss, woher sein Essen kommt und wie viel Einsatz und Liebe mit dessen Herstellung verbunden ist, trägt auch Sorge dazu. Das sagte sich jedenfalls foodwaste.ch bereits 2012 nach der Publikation der ersten Food-Waste-Zahlen in der Schweiz und gründete einen unabhängigen Verein, der sich der Information und Aufklärung zu diesem Thema verschrieben hat. Leider werden in der Schweiz jährlich fast drei Millionen Tonnen an Lebensmitteln verschwendet. Die Organisation fördert und unterstützt den gesellschaftlichen Dialog und liefert Anstösse zu innovativen Lösungsansätzen. Annekathrin Jezler, Projektleiterin bei foodwaste.ch gab im Zeitraum der Ausstellung in einem Onlinereferat exklusiv für Rämibühlangehörige einen fundierten Einblick in das Thema Foodwaste in der Schweiz mit Praxistipps für Schüler:innen und Lehrpersonen. Viele Lebensmittel (z.B. Joghurt oder Käse) sind mindestens 1-3 Wochen über das Datum hinaus einwandfrei geniessbar. Es lohnt sich, die Esswaren zu probieren, bevor sie im Müll landen! Fakten und Tipps rund um das Thema finden sich auf der Seite foodwaste.ch.
In derselben Woche erzählte Sandro Furnari, Geschäftsleiter von Äss-Bar, in einem weiteren Onlinereferat interessierten Schüler:innen, wie alles 2013 mit einer simplen Idee begann. Brot und Backwaren von gestern sollten ein zweites Leben geschenkt bekommen, statt in der Tonne zu landen. Das Projekt Äss-Bar (aess-bar.ch) gilt heute als Pionier auf dem Gebiet der Anti-Foodwaste Bewegung der Schweiz und betreibt mehrere Geschäfte in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bäckereien.
Ecotrip challenge 21/22
Am 29. Juni wurde die Klasse 5d in der berühmten vegetarischen Hochburg Tibits mit einem Gewinneressen gefeiert, das vom VEGL gesponsert wurde. Ihr Verdienst: Mit all ihren Schulreisen und privaten Reisen produzierten sie im Schuljahr 21/22 im Klassenschnitt lediglich 389 kg CO2 pro Person. Ihr Rezept: Viele machten Ferien in der Schweiz mit Velo und Zelt. Bei einem klimaverträglichen Jahresbudget von 600 kg CO2 p. P. ist das ein ausgezeichneter Wert. Warum ich das so genau weiss? Alle 5. und 6. Klassen erfassten während eines Schuljahres den Treibhausgas-Ausstoss ihres Reiseverhaltens. Dies geschah in Biologiestunden mittels eines Tools, das vom Verkehrsclub Schweiz (VCS) zur Verfügung gestellt wurde. Schulintern auf Platz 2 schaffte es die 5a (mit 747kg CO2 p.P.) und auf Platz 3 die 6i (mit 1151kg CO2 p.P.). Im schweizweiten Vergleich schafften es die drei Klassen sogar unter die Top Ten, ein hervorragendes Ergebnis für unsere Schule! Aus ökologischer Sicht gibt es da allerdings noch viel Luft nach oben, solange noch Klassen in die Ränge kommen, deren Jahresbudget weit über den berechneten klimaverträglichen Werten liegen. Voraussichtlich wird der Wettbewerb nächstes Jahr wieder durchgeführt. Es bietet sich also bald eine erneute Chance für alle 5. und 6. Klassen, den bisherigen Rekord der 5d zu brechen. Schaut euch doch schon mal nach tollen Hängematten, Velos und Zelten für die nächsten Ferien in der Schweiz um!
Nachhaltigkeitstag 1. Klassen
In wissenschaftlichen Fachkreisen unbestritten, aber noch nicht ganz überall verinnerlicht, ist Folgendes: Die Frage, ob und wie es uns als Gesellschaft gelingt, die Klimakrise in den nächsten Jahren zu bewältigen, ist weit wichtiger als jedes einzelne Schulfach. Das Thema Nachhaltigkeit erhielt deshalb am LG schon in der 1. Klasse einen prominenten Spezialtag. Am 12. Juni befassten sich alle 1. Klässler:innen vertieft und ausschliesslich mit einem fachübergreifenden Umweltthema. Unterstützt wurden wir durch die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Organisation Praktischer Umweltschutz (PUSCH). Dabei standen die Themen Wasser, Energie und Klima, sowie Abfall und Konsum im Mittelpunkt eines halbtägigen Workshops. Ein spannender und wichtiger Tag, der hoffentlich vielen in nachhaltiger Erinnerung bleiben wird!
Ökologische Sanierung der Rämibühlgebäude?
«Sie sind unser grosser Hoffnungsträger, denn Sie setzen sich für die Umwelt ein und haben grossen Einfluss. Wir haben Sie schon bei den Wahlen auf Plakaten gesehen und finden es toll, dass Sie sich schon mit 15 Jahren für das Klima engagierten. Das tun wir nämlich auch!»
So endet der Brief von einigen engagierten SchülerInnen an Regierungsrat Neukom. Die Schüler:innen sorgen sich in diesem Schreiben darum, dass bei der Sanierung der Rämibühlschulanlagen vor lauter Bürokratie zu wenig für die Umwelt getan wird. Wer weiss, vielleicht kann die «Seelenverwandtschaft» dieser Schüler:innen mit mächtigen Politikern etwas Besonderes zum Klingen bringen und damit echte Visionen anstossen! Das ganze Schreiben finden Sie hier.
Alles in allem war das ein gutes Jahr für die Umwelt von Seiten des Rämibühls. Aber wir müssen und wollen noch mehr erreichen. Das Ziel Stadt Zürich Netto Null steht an und auch hier wollen wir lieber mitgestalten als zuschauen!
Wir brauchen auch dein Engagement! Melde dich bei uns unter www.klimacampus.ch.
Lorenz Leumann, Klimakonferenz Rämibühl