BYOD
«Klappe zu!» – es ist kein Niedergang der höflichen Umgangsformen, der am LG Einzug gehalten hätte, wenn man diese Aufforderung seit Sommer 2021 in den Schulzimmern immer mal wieder hört. Nein, aufs Schuljahr 2021/22 wurde – wie im Jahresbericht 2019/20 angekündigt – B(ring)Y(our)O(wn)D(evice) eingeführt: Jede und jeder Schulangehörige bringt seither sein/ihr eigenes digitales Gerät mit in den Unterricht. Und diese Geräte müssen, um Ablenkungen zu verhindern, ab und zu eben «zugeklappt» bzw. weggelegt werden.
Doch fangen wir von vorne an: Start und Umsetzung
Mit Arbeitsbeginn März 2020 war durch die zuständige Prorektorin Sonja Rüegg ein Projektteam gebildet worden, bestehend aus Kerstin Peter (Leitung), Manuel Benz, Christine Hottinger, der LG-Haustechnik und der LG-Informatik sowie einer Resonanzgruppe aus weiteren Lehrpersonen und einigen Schülerinnen und Schülern, die bei Richtungsentscheiden konsultiert werden sollte, bevor diese dem Gesamtkonvent vorgelegt wurden.
Der Auftrag lautete: «Am LG Rämibühl wird BYOD ab Schuljahr 2021/22 für alle Schulangehörigen eingeführt, als Teil der kantonalen Strategie, damit digitale Medien zur Erweiterung der pädagogisch-didaktischen Methoden-Palette in den Unterricht einbezogen werden. Voraussetzung dafür sind Knowhow und eine funktionierende, sichere Infrastruktur, damit die Technik gewinnbringend eingesetzt werden kann. Dies soll mit dem Projekt BYOD bis Juli 2021 erreicht werden. (…) Ab Schuljahr 2021/22 bringen alle Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler des LG Rämibühl ihr persönliches elektronisches Gerät in den Unterricht mit (…).»
Im Projektplan hiess es weiter: «BYOD ermöglicht es den Lernenden und den Lehrpersonen, ihre eigenen mobilen ICT-Endgeräte gezielt und professionell im Unterricht zu nutzen. Die Umstellung auf BYOD ist nicht nur eine technische Neuerung. Das pädagogische Ziel des BYOD-Konzepts am LG ist die "digitale Mündigkeit" unserer Schülerinnen und Schüler (…).» Diese umfasst die drei Dimensionen der Studierfähigkeit, der Lehr- und Lernmethodik sowie der vertieften Gesellschaftsreife.
Eine genauere Erklärung und Angaben zur aktuellen Ausgestaltung des BYOD-Konzepts am LG finden sich auf der Homepage: Literargymnasium Rämibühl – Bring Your Own Device (lgr.ch)
Die konkrete Umsetzung des Projekts in den vergangenen zwei Jahren umfasste einerseits die technische Ebene mit dem Ausbau des WLAN-Netzes und dem Umbau aller Schulzimmer in sogenannte «Zukunftszimmer» mit identischer Ausstattung für die Anbindung der digitalen Geräte an die Infrastruktur. Ausserdem wurden die minimalen Geräteanforderungen definiert. Bereits im «Corona-Frühling» 2020 wurde auch die pädagogische Plattform Microsoft 365 im kantonalen Tenant implementiert.
Support und Weiterbildungen
Hier kommt nun auch die zweite, die pädagogische Ebene ins Spiel. Im Projektplan heisst es: «Trotz Fernunterrichts-Erfahrungen ist der Umgang mit digitalen Medien sowohl bei Schülerinnen und Schüler als auch bei Lehrpersonen ganz unterschiedlich versiert. Diesem Umstand muss durch Schulungen und niederschwelligen Support Rechnung getragen werden.»
Gesagt, getan: Der Support war in diesen ersten Wochen und Monaten des Frühlingssemesters 2020 denn auch praktisch rund um die Uhr im Einsatz. Ausserdem wurden in den zwei Projektjahren insgesamt drei grosse Lehrpersonen-Weiterbildungen organisiert.
Eine erste Lehrerinnen und Lehrer-Weiterbildung fand bereits im Mai 2020 – mitten im Lockdown – an zwei Tagen online statt. In verschiedenen Modulen wurden die Lehrpersonen durch interne und externe Referent:innen und auf verschiedenen Niveaus in die wichtigsten Tools eingeführt; die Workshops hiessen: «TEAMS Basic» und/oder «TEAMS Advanced», «OneNote Basic» und/oder «OneNote Advanced», «Videokonferenzen», «Classtime», «nanoo.tv», «Office – Weiteres», «Praxistipps» und «Chat oder E-Mail». Zum Schluss trafen sich die Fachschaften zu einem fachspezifischen «Barcamp», in dem das neu Erlernte präsentiert und ausgetauscht wurde. Ein virtueller «LG-Träff» zeigte Möglichkeiten «virtueller Geselligkeit» in Zeiten sozialer Isolation auf.
Ziemlich genau ein Jahr später, im Mai 2021, folgte eine zweite, ebenfalls zweitägige Weiterbildung; aus epidemiologischen Gründen wiederum online auf Teams. Während in der ersten Weiterbildung die Technik im Vordergrund gestanden hatte, ging es diesmal um praktische Anwendungen im Unterricht, z.B. um die folgenden Fragen: Was erwartet uns, wenn wir nach den Sommerferien “mit BYOD starten”? Wie könnte eine Lektion konkret aussehen? Wann setze ich im Fachunterricht digitale Medien ein, wann arbeite ich analog? Welche technischen «ICT-Kompetenzen» bringe ich als Fachlehrpersonen dafür mit, wo sind meine persönlichen Stärken, wo sind meine noch vorhandenen Lücken, bei denen ich Unterstützung benötige? Welche Ideen möchten wir als Fachschaft oder Schulgemeinschaft gemeinsam weiterentwickeln?
Neben hochkarätigen Referent:innen (Dominik Petko, Professor für Allgemeine Didaktik und Mediendidaktik und Sarah Genner, Dozentin und Digitalexpertin) waren es hier interne Lehrpersonen, die in verschiedenen Workshops ihr Knowhow zu ganz verschiedenen Anwendungen und Tools sowie Tipps und Tricks weiter vermittelten. Der fachdidaktische Austausch in den einzelnen Fachbereichen, verstärkt durch erfahrene Lehrpersonen anderer Schulen, rundete die Veranstaltung ab.
Nun kam das neue Schuljahr: In den ersten Schulwochen nach den Sommerferien wurde wiederum intensiver Support angeboten (technisch: Bojan Golubicic und Manuel Frischknecht; pädagogisch: Manuel Benz, Christine Hottinger und Kerstin Peter – unterstützt von weiteren Lehrpersonen). Der „Sprung ins kalte Wasser“ erfolgte erstaunlich reibungsarm! Natürlich gab es Pannen und Probleme und es klappte nicht immer bei allen alles nach Plan, aber die grossen „Katastrophen“ blieben weitestgehend aus und der Unterricht konnte „normal“ durchgeführt werden.
Im November 2021 fand schliesslich die dritte Lehrer:innen-Weiterbildung statt, diesmal vor Ort; Thema: „BYOD: Einsatz digitaler Medien im Unterricht – Teil 2 (Grundthemen: Probleme – Chancen – Fragen – Thesen)“. Nach den ersten Unterrichtswochen mit BYOD sollten nun einerseits erste Erfahrungen ausgetauscht und (technische) Probleme sowie pädagogisch-didaktische Fragen diskutiert werden („Best Practices and Worst Problems“). Andererseits sollte auch Zeit zum individuellen Ausprobieren, Arbeiten und Vertiefen zur Verfügung stehen. Diesmal war auch eine Gruppe von Schülerinnen und Schüler anwesend, um ihre Sichtweise präsentieren und von ihren Erfahrungen berichten zu können.
Abschluss des Einführungsprojekts und Folgeprojekt(e): Wo stehen wir heute (im Juli 2022)?
Die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser dritten Weiterbildung stellten auch einen ersten Schritt zur dreistufigen internen Evaluation dar, mit der das BYOD-Einführungsprojekt nun im Sommer 2022 abgeschlossen wird. Die BYOD-Projektgruppe und die Resonanzgruppe werden aufgelöst.
Ab Sommer 2022 werden zwei Teams BYOD weiter am LG begleiten: Zum einen das IT-Supportteam, das den technischen und pädagogisch-didaktischen Support gewährleisten wird, und zum anderen die neue Projektgruppe «Schulkultur im digitalisierten Schulalltag», die gesundheitliche und gesellschaftliche Fragen bearbeiten wird, welche der digitale Wandel aufwirft.
Der vorliegende Schlussbericht der Evaluation fasst die Ergebnisse zusammen und schlägt 15 Massnahmen vor; er wurde am 30.06.2022 vom BYOD-Projektteam und der Schulleitung gemeinsam verabschiedet und wird dem Gesamtkonvent im September 2022 zur Stellungnahme übergeben. Aufgrund der Rückmeldungen aus dem Gesamtkonvent entscheidet die Schulleitung dann über den Massnahmenplan und erteilt die entsprechenden Aufträge.
Ein erstes Projekt ist somit also erfolgreich abgeschlossen, aber die Arbeit geht weiter – gerade in diesem Bereich, in dem sich Voraussetzungen und Mittel ständig wandeln!
Auch bleiben im Moment einige Ungewissheiten bestehen. Ende Juni 2022 fand eine Medienkonferenz unter dem Titel «Ein digitaler Quantensprung an den Mittel- und Berufsschulen» statt, an der Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Silvia Steiner zusammen mit Regierungspräsident und Finanzdirektor Ernst Stocker, dem Chef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts Niklaus Schatzmann und dem Chef des Amts für Informatik Hansruedi Born über die kantonalen Pläne zur Unterstützung der Schulen im digitalen Wandel (DiWaSek II ) informierten: https://youtu.be/h_WN-byJjjw
So warten wir nun auf die weiteren kantonalen Entscheidungen, die fürs «4. Quartal 2022» versprochen sind und gewisse Weichenstellungen für die künftige Entwicklung von BYOD auch am LG bedeuten werden.
Für das Projektteam:
Kerstin Peter